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DDNOS...

... ist eine der Diagnosen die mir gestellt wurde. Was bedeutet das für mich?

Offizielle Kriterien für eine DDNOS sind (noch) nicht wirklich zu finden. Meistens liest man Texte wie diesen:
"...alle häufig verbreiteten Zwischenformen und Vorstufen (bezüglich der Kriterien für eine DIS = Dissoziative Identitätsstörung- früher MPS = Multiple Persönlichkeitsstörung)werden als "nicht näher bezeichnete dissoziative Störung" (ddnos/ dissociative disorder not otherwise specified) eingestuft."

Eigentlich habe ich inzwischen begriffen, das ich da nur auf mich schauen kann. Das ich gucken muss wie es für mich ist und was für mich stimmt. Aber manchmal hätte ich gerne eine genaue Beschreibung, am besten mit Anleitung, nach der ich mich richten kann um "Heil" zu werden, wo ich mich (uns) wiederfinde.
Es gibt einiges wo man nachlesen kann, wenn man z.B. die Richtlinien der Traumatherapie oder über PITT (Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie),oder über die "ego state" Therapie liest, auch vieles was man über die Therapie von DIS lesen kann ist sicher auch auf DDNOS übertragbar. Zumal es inzwischen häufiger zu lesen ist, das DIS und DDNOS zusammengefasst werden sollen unter der Beschreibung "komplexe Dissoziative Störungen". Ich habe einiges gelesen, aber trotzdem bin ich immer wieder ganz unzufrieden und will mehr wissen und verstehen. Aber das was ich Suche ist ein anderes Wissen als das was in Büchern zu finden ist. Ich suche den Zusammenhang zu mir

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Aber wie ist/war das jetzt bei mir?

.... Früher hatte ich keine Namen für alles, wie ich mich erlebt habe. Ich habe immer versucht mich zu erklären und hatte immer das Gefühl nicht verstanden zu werden. Ich verzweifelte, weil ich nicht "wirklich" fühlen konnte. Ich sprach von mir abwertend als "Schauspielerin", dachte ich sei eine Lügnerin. Ich konnte nichts halten. Empfand zum Beispiel kein Vermissen von irgend jemanden oder Situationen haben für mich im Nachhinein keine Bedeutung mehr. Also keine Innere, im Denken wusste ich schon das Dieses oder Jenes war und das es Das und Dieses ausgelöst hat und das jetzt Dieses und Jenes erwartet wird. Wenn eine Person ging, dann war sie weg und wenn sie kam, dann konnte ich da wieder ansetzen wo es aufgehört hat, aber dazwischen war nichts für mich, egal wie nah mir die Person war. Oft fühlte ich gar nichts. Nur Leere, Nebel. Nach und nach stellte sich heraus, das ich auch ganz viel nicht erinnere, erst dachte ich es betrifft nur die Kindheit bis ca. 13 Jahre, aber auch hier stellte sich nach und nach heraus, das ich noch mehr nicht erinnere. Mir wurden Situationen erzählt, die ich nicht mehr wusste. Ich las Bücher und konnte nicht mehr sagen was ich gelesen hatte, manchmal konnte ich aber Tage später den ganzen Inhalt des Buches wiedergeben. Filme kann ich auch oft 5 mal sehen und sie sind mir immer noch nicht vertraut. Vieles im Alltag ist für mich schon immer eine große Anstrengung gewesen und ist es immer noch.

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Das Verwirrende ist, das alles nie eindeutig ist. Man lernt aber über die Jahre nach außen klarer zu wirken. Man lernt, was man sagen kann und was nicht und was "normal" wirkt und was nicht. Man lernt zu funktionieren. Das Problem ist nur das es nach außen so aussieht und Innen alles trotzdem schwierig ist.

Wie soll man z.B. damit umgehen, wenn man lieben Besuch hat. Alles ist nett und lustig und ein gutes Gespräch ist da. Das ist auch wirklich so, aber gleichzeitig findet z.B. statt:

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Das alles läuft so nebenbei und zeigen kann ich das nicht - so "Greifbar" ist es dann auch für mich nicht. Ich bin so, wie es in der Situation angemessen ist und wie man mich kennt. Könnte es auch nicht anders beeinflussen. Nur manchmal kommt es vor, das sich auch eine andere Seite ein wenig zeigt, aber das ist irritierend und schwierig.
Und trotzdem war der Besuch schön und das Gespräch interessant - ist er dann beendet, dann sitz ich da und mache irgendwas und habe keinen Bezug mehr zu dem Besuch. Ja da war jemand da und es lief irgendwie gut, aber "ich" fühle nicht, das es nett war und das "ich" die Person mag. Es ist mehr, als hätte "ich" ein Buch gelesen und nicht als hätte "ich" es selber erlebt.

Ein anders Beispiel:
Ich muss einkaufen gehen. Es ist kein Problem, dann geh ich eben. Aber ich brauche oft Tage, das umzusetzen. Der Gedanke löst Druck aus und so was wie eine Lähmung, ich kann den Gedanken nicht in die Tat umsetzen. Was Vorwürfe auslöst und Selbsthass. Ich denke, das es doch wirklich nicht schwierig ist und ich fühle völlig anders, ich schaffe es nicht das zusammen zu bringen.
Wenn ich dann gehe, dann könnte ich bei den ersten Schritten noch heulen, weil "ich" nicht will. Dann geht es wie von selber. Ich erledige was zu erledigen ist. Aber ich bin nicht richtig dabei. Manchmal ist es als wenn ich alles wie im Film erlebe, als hätte ich keinen Zugang zur realen Welt. Ich grüße und lächel, ich rede mit der Kassiererin. Manchmal kann ich auch gar nicht reden. Ich komm nach Hause und denke "war doch gar nicht so schlimm, was soll diese ganze Aufregung immer?" Aber ich bin total erschöpft und brauche manchmal Tage um wieder zur Ruhe zu kommen. Ich weiß, ich war draußen, aber auch hier ist es "wie ein Buch gelesen zu haben", der persönliche Bezug ist weg. Außerdem steht der nächste Einkauf schon wieder vor der Tür oder irgendein anderer Termin ... Alles beginnt von vorne und manchmal kommt noch dieses Gefühl mit rein, wenn ich jetzt rausgehe, dann sterbe ich - ich habe da keine logische Erklärung aber ich kann es auch nicht ändern.

Das sind 2 Beispiele von vielen. Erst langsam fange ich an ein bisschen zu verstehen warum es so ist. Seit ich die Diagnose habe, seit ich die stationäre Intervalltherapie mache, beginne ich ein bisschen was zuordnen zu können. Manchmal deutlicher zu spüren was los ist, manchmal deutlich zu spüren das es da "jemanden" in mir gibt. Ich habe das schon früher oft vermutet und in Tagebüchern geschrieben und überlegt, aber jetzt ist es irgendwie "erlaubt" - schwierig aber trotzdem ich beginne zu verstehen.

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Inzwischen (Juni 2006) ist einiges anders geworden.
Vielleicht könnte ich sagen das ich weniger auf die Theorie konzentriert bin, sondern das Leben mit den Inneren immer natürlicher wird. Mit einer gesteuerten Kommunikation hat es bisher eher wenig zu tun, ich bekomme aber deutlich mehr mit - sie zeigen sich mehr.
In der Therapie erfahre ich, das vieles dazu gehört zur Diagnose DDNOS. Und das hilft ein bisschen beim zuordnen. So ist da die Migräne, Schwindel, nicht richtig sehen können - was ich inzwischen einordnen kann, als Symptome, dass Innen viel los ist und eventuell viele nah sind oder jemand die Kontrolle übernehmen will. Dann sind da die nächtlichen Schmerzen, von denen ich denke, das sie Körpererinnerungen von jemanden sein können. Zur Zeit wird es Nachts wieder sehr spät und ich denke auch das wird seine Gründe haben, denn jemand mag nicht schlafen gehen - geht meist erst wenn es langsm wieder hell draußen wird. Konzentrationsprobleme treten auf besonders bei Telefonaten, ich kann mir manchmal kaum merken was gesagt wurde oder kriege es schlicht einfach nicht richtig mit. Manchmal denke ich, dass ich doch kleinere Alltagsamnesien habe, weil ich Zeit so schlecht zuordnen kann und Situationen schlecht rekonstruieren kann. Aber eigentlich wehre ich mich noch dagegen und bin nicht sicher ob es wirklich so ist oder ob ich einfach unkonzentriert bin. Die Tatsache, dass es auch Gründe gibt warum ich eine DDNOS habe, macht mir ziemlich Probleme. Eigentlich versuche ich nicht so weit zu denken, aber es drängt sich doch immer mehr auf.

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