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Gedanken zur Suizidalität

Da mich das Thema zur Zeit (Herbst 2006) sehr beschäftigt, möchte ich hier noch ein wenig den Gedanken freien Lauf lassen.

Wahrheit ist manchmal eine komplizierte Sache. Vor allem, wenn bei einem Menschen sich widersprechende Wahrheiten existieren, zur gleichen Zeit, was - wenn man "Viele ist" nicht wirklich ungewöhnlich ist.
Beim Thema Suizid (-gedanken) erlebe ich es so, dass diese Widersprüche das Einschätzen der Bedrohung erschweren. Es gibt einige Momente, manchmal mehrmals täglich, wo ich/wir ganz klar in großer Not bin/sind. In diesen Momenten ist der Suizidwunsch - Suiziddrang - als einzig möglicher Weg da. In diesen Momenten würde ich mich von Außen betrachtet in die Psychiatrie einweisen. Aber was passiert dann? Ich weiß es nicht wirklich. Manchmal telefoniere ich ganz normal, sehe Fern, wasche ab, gehe an den PC, manchmal geschieht Selbstverletzung, manchmal hab ich das Gefühl nicht mehr richtig da zu sein, machmal bleib ich in Not und bin Traurig und Verzweifelt und male mir aus wie schlimm irgendwas wird, manchmal kann ich nicht mehr denken und manchmal geschieht mehreres zur gleichen Zeit.

Es geschieht also eine Art Schutzmechanismus. Würde das nicht geschehen, dann würde ich sterben, da bin ich sicher. Aber es Funktioniert. Warum? Um es ganz Platt zu sagen, es muss Innere geben die Leben wollen! Und es gibt Innere die nicht leben wollen/können. Und es gibt Innere die nicht wissen das wenn andere sterben das auch sie sterben, weil es nur den einen Körper gibt. Aber - es gibt welche die Leben wollen!

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Wir reden über die Suizidalität. Ja wir schreiben sogar hier darüber. Das ist nicht so leicht wie es vielleicht wirkt. Viele Pausen, manchmal von Tagen müssen gemacht werden, weil nicht alle wollen das wir darüber reden. Das Reden hat Folgen. Andere wissen bescheid. Man wird gefragt, muss sich auf Hilfepläne und Selbstschutzverträge einlassen. Es wird so gewollt und nicht. Es wird so erarbeitet und nicht. Die Hilfe die benötigt wird, ängstigt auch - bedroht sogar. Schreien Sie mal Harmlos nach Hilfe. Das geschieht und meist wird entweder das Harmlos oder das Hilfe wahrgenommen, aber beides stimmt und vieles dazwischen und es ist darum nicht weniger bedrohlich und dennoch ist es auch irgendwie nicht gefährlich. Was denn nun? Ich weiß es nicht.

Es ist Anstrengend. Und ich weiß nicht ob ich wirklich so (!)Leben will. Ich weiß nicht ob ich noch glauben kann das es wirklich mal besser/leichter wird. Ich weiß manchmal nicht ob ich noch Kraft habe weiter zu gehen. Aber ich weiß, dass ich da noch keine Entscheidung getroffen habe.
Naja, eigentlich heißt keine Entscheidung treffen, eine Entscheidung treffen, denn das Leben geht ja weiter und ganz bestimmt gibt es auch gute Momente/Zeiten. Und Zeiten wo die Suizidalität nicht so stark ist, da ist Hoffnung, die trägt! Und der Wunsch gerne zu Leben ist da. Nee, ist nicht leicht, aber machmal wohl und dann ist es auch schön! Warum vergisst man das manchmal, hat keinen Zugriff auf das Gute?

Weil es "nicht integriert werden kann"? Weil durch das dissoziiren nicht alle Innenanteile alles wissen? Weil das Leben einfach doch zu schwer ist und immer wieder auch durch äußere Einflüsse zusätzlich erschwert wird?

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Innere wenn sie "nah" sind können viel Einfluss haben auf die Stimmung, das Denken und das Handeln.
Durch sogenannte Trigger (Auslöser) können Innere nach vorne kommen, eine Art Notfallprogramm - der Trigger wird als Gefahr wahrgenommen und erinnert Innere an etwas was früher geschah. Nur wissen manche Innenanteile nicht, das jetzt 2006 ist, sie stecken in einer Vergangenen Gegenwart fest, diese war so schlimm, das Suizid der einzige Ausweg war. Diese für sie aktuelle Not bringen sie mit und verbreiten diese Not im Inneren, so das nicht mehr klar ist, das es im Heute keine akute Gefahr gibt. Das müssen wir erst lernen zu unterscheiden und dann auch für die in Not zu sorgen, z.B. indem sie an den Inneren sicheren Ort gebracht werden und dort lernen können, das wir 2006 haben. Dieses für mich relativ neue Wissen ist leider nicht immer greifbar und annehmbar - ich bin da meist recht hilflos und kann noch nicht so klar die Inneren wahrnehmen / erkennen. Denke das es noch ein Weg ist, den wir da gehen müssen.

Dazu gibt es Innere, die verhindern wollen das wir die Therapie weiter machen. Das noch mehr "rauskommt" und Veränderungen stattfinden. Teils denke ich weil sie Angst haben (was sie nicht zugeben würden), denn immerhin hat uns das "geheime Viele sein" bisher am Leben gehalten. Teils aber auch vielleicht weil sie Quälen wollen und durch eine Art "Täteridentifikation" das "Werk" weiterführen wollen und vielleicht nicht begreifen das sie einen Körper mit uns teilen und auch sterben würden, wenn wir sterben.

Ist das alles verwirrend? Ja absolut!! Ich bin noch am Anfang das alles zu verstehen. Zu begreifen was mit mir - mit uns los ist, wie wir uns organisiert haben, wie wir uns annähern können - wie wir ein offenes, lebendiges Miteinander hinkriegen können.
Aber ich hoffe von ganzen Herzen das uns das gelingen wird und es macht uns Mut, wenn unsere Therapeutinnen sagen, dass wir auf einem Guten Weg sind! Wir möchten das glauben!

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