Ja, so sah ich mal aus
Inzwischen sind viele Jahre vergangen.
In dieser Zeit war Hoffnung nicht selten der einzige Grund, der mich am Leben erhielt.
Ich brauche die Hoffnung für jeden Schritt, der gegangen wird. Sie gibt mir Kraft, leider ist sie nicht unerschütterlich, aber immer wieder reicht ein kleiner Funke um weiter zu machen.
1969 ist mein Geburtsjahr.Die ersten 13 Jahre meines Lebens kann ich nicht erinnern. Danach beginne ich mich langsam an immer mehr zu erinnern. Von außen betrachtet war es wohl ein relativ normales Familienleben. Hinter den Türen jedoch gab es sexuelle, körperliche und psychische Gewalt. Nach allem was ich heute weiß, begann alles schon im Kleinkindalter. Ab dem 12. Lebensjahr kam die sexuelle Gewalt eines Nachbarn dazu. Zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr wurde eine Freundin in dieser Familie traumatisiert. Es fällt mir nicht leicht das zu schreiben.
Die Traumatisierung in meiner Kindheit und Jugend hat viele Traumafolgen nach sich gezogen.
Diese Folgen blieben nicht ohne Auswirkung auf meinen Lebensweg.Es ist mir nie gelungen eine
Ausbildung zu beenden oder überhaupt über einen längeren Zeitraum zu arbeiten. Inzwischen erhalte
ich Erwerbsunfähigkeitsrente.
Ich konnte nie eine Familie gründen oder auch nur eine längere Beziehung führen. Inzwischen bin ich
seit vielen Jahren ohne (Liebes-)Beziehung.
Viele Therapieversuche, stationär und ambulant, pflasterten meinen Weg. Einige davon waren so, das ich sie
lieber nicht erlebt hätte. Andere waren hilfreich und haben mir mindestens geholfen zu Überleben. In keiner
Klinik war ich 2 mal. Immer habe ich etwas gesucht was wirklich hilft.
Erst im Jahr 2004 fand ich eine Traumastation, die nach dem Bielefelder Konzept von Frau Reddemann arbeitet.
Hier habe ich zum erstenmal das Gefühl richtig zu sein. Ich mache eine Intervalltherapie und auch wenn es
wirklich nicht leicht ist, so weiß ich das es besser wird und das ich berechtigte Hoffnung hegen darf.
Endlich habe ich das Gefühl kompetente Hilfe zu erhalten. Inzwischen habe ich auch kompetente Hilfe im ambulanten
Bereich gefunden. Leider ist das nicht so einfach, da es noch wenig gut ausgebildete Trauma-TherapeutInnen gibt.
Dazu kommt das es noch mal schwieriger ist, Hilfe im Bereich der Dissoziativen Störungen zu finden.
Viele gute Menschen sind mir über die Jahre begegnet. Manche sind in meiner Nähe, andere wohnen weiter weg.
Zu manchen habe ich keinen Kontakt mehr und doch haben sie einen Platz in meinem Herzen. Andere sind mit mir im
Kontakt. Alle sind oder waren liebevolle Wegbegleiterinnen. Ich verdanke diesen Menschen viel und bin sehr
froh, das ich ihnen begegnen durfte.
Liebe Frauen zählen inzwischen zu meiner Wahlfamilie. Diese Beziehungen sind gewachsen und durch Höhen und Tiefen
gegangen. Da ich meistens Probleme habe aktiv in den Kontakt zu gehen, bin ich sehr dankbar, dass diese Frauen es
aushalten, diese oftmals einseitige Kontaktaufnahme zu leben. ich weiß, dass das nicht immer leicht ist.
Insgesamt ist es nicht leicht und je schlechter es mir geht, desto schwieriger ist es auch in den Freundschaften.
Geben und Nehmen sind da nicht immer in gesunder Waage. Dazu kommt, das ich es meistens nicht schaffe andere zu besuchen.
und darum die Treffen meistens bei mir stattfinden. Ich hoffe, das ich auf meine Weise es trotzallem irgendwie schaffe
die Waage einigermaßen auszugleichen.
Danke das es Euch gibt
Was gehört für mich noch auf diese Seite?
Ich denke, ich kann ja immer mal wieder was dazu schreiben
anja
© 2005 · anja, www.frauen-leben.de ·
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